loading

Geschichte

BA BZ A 1704 01 1

Die Geschichte der Ursula Wirz-Stiftung beginnt im Jahr 1904 mit der Gründung der Winkler, Fallert und Cie.

[Ursula Wirz, um 1996 (Foto: Walter Pfäffli, StABE PBA BZ A 1704)]

1904
Geschichte Mann Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, FP.3359: Porträt Carl Winkler, ca. 1930

Gründung der Winkler, Fallert und Cie.

Am 15. Januar 1904 gründeten der Velohändler Carl Winkler (1877-1954), der Buchhändler Otto Wagner (1876-1934) und Fritz Fallert, Prokurist der Schnellpressenfabrik Hamm in Heidelberg, in Bern eine Kommanditgesellschaft «zum Zwecke des Handels mit Maschinen und Utensilien der grafischen Branche». Domizil der neugegründeten Gesellschaft war die Schwanengasse 5. 
[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, FP.3359: Porträt Carl Winkler, ca. 1930]

1908
Geschichte Winkler Fallert Bern

Erste Eigenkonstruktionen

In den ersten Jahren konzentrierte sich die Firma auf den Vertrieb ausländischer Druckmaschinen in der Schweiz und im Ausland. Als begabter Konstrukteur entwickelte Carl Winkler jedoch bald verschiedene grafische Maschinen, so 1908 eine für den argentinischen Verlag «Caras y Caretas» gebaute Zusammentrag-, Heft- und Umschlagklebemaschine.  
[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, Burgerbibliothek Bern 91(12): Erste Eigenkonstruktion von Carl Winkler, 1908]

1912
Geschichte Haus Fassade

Verwaltungs- und Fabrikationsgebäude Wylerringstrasse

1911 erwarb die Firma Land im Wylerfeld. Das darauf von den Architekten Walter Joss und Hans Klauser erstelle Verwaltungs- und Fabrikationsgebäude bot Platz für 100 Mitarbeiter. Im Rossfeld entstand gleichzeitig eine Überbauung mit Ein- und Mehrfamilienhäusern für die Angestellten.   
[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, FP. 2063: Das neue Verwaltungsgebäude im Wylerfeld. Im Hintergrund die Fabrikationshalle, 1912] 

 

1917
Geschichte Fabrik Innenraum

Bau der ersten Schnellpressen und Rotationsmaschinen

1919 verliess die erste, 1917 vom Schweizerischen Konsumverein in Auftrag gegebene Buchdruck-Zeitungsrotationsmaschine das Werk. Mit ihr konnten 12'000 Exemplare pro Stunde gedruckt werden. In der Folge kam es zu Bestellungen aus der ganzen Welt. Bereits 1925 betrug der Anteil der Rotationsmaschinen mehr als die Hälfte der ausgelieferten Eigenkonstruktionen. International nachgefragt waren die von Winkler entwickelten Schnellpressen und Giesswerke. 

[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, FP.3364: Schnellpressenmontage, ca. 1917]

1919
Geschichte Winkler

Umwandlung in eine Aktiengesellschaft

Die Innovationen und das rasche Wachstum verlangten nach mehr verfügbaren Mitteln. Am 26. April 1919 erfolgte im Handelsregister die Eintragung der Winkler, Fallert & Cie. als Aktiengesellschaft. Das Aktienkapital betrug vier Millionen Franken. In dieser Zeit erscheint erstmals der Name WIFAG als Produktbezeichnung.
[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, 91(4): Schnellpresse Model 1926]
 

1929
Geschichte Tagblatt Stockholm

Weltwirtschaftskrise und Kriegsjahre

Auf das rasante Wachstum in den ersten Nachkriegsjahren folgten die Weltwirtschaftskrise, der Spanische Bürgerkrieg und der 2. Weltkrieg, welche die Druckmaschinenbranche heftig trafen. Es kommt zum dramatischen Einbruch der Aufträge, zum Preiszerfall und zu Entlassungen. 1937 erfolgte eine Sanierung, das Unternehmen begann zusätzlich mit der Produktion von Werkzeugmaschinen.
[Firmenarchiv Wifag, Burgerbibliothek Bern FP.10_0012: Die 1928 an das Tagblatt in Stockholm gelieferte doppelte Zeitungsrotation]

1941
Geschichte Mann2

Otto Wirz (1890-1976)

Als 1940 die Liquidation drohte, übernahm der Notar und erfahrene Firmensanierer Otto Wirz zusammen mit Karl Bretscher (1885-1966) das Aktienkapital und modernisierte den Betrieb grundlegend. Carl Winkler hatte ihn bereits 1933 verlassen. Dank der Förderung des Werkzeugmaschinenbaus und dank exportunabhängigen Aufträgen für die Schweizer Rüstungsindustrie verdoppelte sich der Umsatz innerhalb von drei Jahren. Otto Wirz war ein vielseitig interessierter und sozial engagierter Patron. Unter anderem äufnete er 1970 die Otto Wirz-Stiftung zur Förderung von Ingenieuren und Technikern am Abendtechnikum Bern.
[Firmenarchiv Wifag, Burgerbibliothek Bern 102(4): Porträt Otto Wirz, ca. 1965]

1960
Geschichte 1960

Hochkonjunktur und Offsetdruck

Nach Kriegsende verbessert sich die Auftragslage für Druckmaschinen wieder, gross war insbesondere die Nachfrage nach Rollenoffset-Druckmaschinen, die weltweit exportiert wurden. Höhepunkte der Entwicklungen stellten 1966 die weltweit schnellste Hochdruckrotationsmaschine und kurz darauf eine flexible Zeitungs-Offset-Rotationsmaschine dar. Mit dieser Maschine verhalf die Winkler, Fallert & Cie. AG dem Offsetdruck in Europa zum Durchbruch, immer mehr Zeitungsdruckereien stellten auf das neue Verfahren um. Der Umsatz lag 1960 bei 60 Millionen Franken, 1979 bei über 100 Millionen Franken. 
[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, 91(7: Werbematerial 1960er-Jahre]

1962
Geschichte Heft Information

Polytype AG Fribourg

Die Bereiche Stereotypie, Setzmaschinenmagazine und Rundkörperdruck (Maschinen zum Bedrucken von Tuben, Plastikmaterial wie Bechern, Flaschen und Deckeln) sowie die Folienveredelung wurden 1962 in die eigens dafür gegründete Tochterfirma Polytype AG in Fribourg verlegt. In Bern konzentrierte man sich auf den Bau von Rotationsmaschinen.
[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, 94(19): Informationsbroschüre April 1972. Verlad eines OF-V-Druckwerks auf einen Lastwagen]

1971
Geschichte WIFAG Maschinenfabrik

Maschinenfabrik WIFAG

Die Winkler, Fallert & Cie. AG übernahm 1971 den Markennamen WIFAG in ihre Firmenbezeichnung und nannte sich neu «Maschinenfabrik WIFAG». Ab 1953 hielt die Familie Wirz 98 % des Aktienkapitals. 
[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, 91(8): Werbematerial 1970er-Jahre]

1972
Geschichte UW 2

Mitarbeitende

Der Personalbestand, der 1945 noch 457 Personen zählte, stieg bis 1968 auf 894 Personen an. 2008 bot die WIFAG-Polytype-Gruppe 1500 Arbeitsplätze an. Ein grosses Problem der Hochkonjunktur war der Fachkräftemangel. Mit der Verbesserung der Arbeitsbedingungen, mit guten Löhnen und Treueprämien, mit der Einrichtung verschiedener Vorsorgestiftungen und einem Angebot an Arbeiterwohnungen versuchte man, Fachkräfte anzuwerben. Bereits 1946 beschäftigte die Firma rund 30 italienische «Fremdarbeiter». Als weitere Massnahmen wurden vermehrt Lehrlinge ausgebildet und Frauen in damaligen Männerberufen eingesetzt, unter anderem als Kranführerinnen. 
[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, FP.2385: Kranführerin, ca. 1970]

1976
Geschichte UW

Ursula Wirz (1929-2007)

Nach dem Tod von Otto Wirz 1976 trat seine Tochter Ursula seine Nachfolge an. Sie war seit Jahrzehnten im Betrieb tätig: 1955 begann sie ihre Karriere als «Sekretärin für juristische Fragen», wurde 1961 Vizedirektorin, nahm 1962 Einsitz in den Verwaltungsrat der Polytype AG und 1968 in den Verwaltungsrat der WIFAG. Ab 1963 führte sie zusammen mit Hans Ineichen und Otto Suter als Mitglied der Geschäftsleitung den Betrieb. 1987 trat Ursula Wirz das Amt der Direktionspräsidentin an, und 1989 wurde sie zur Präsidentin des Verwaltungsrates gewählt. Auf die Ansprache «Fräulein Doktor Wirz» legte die als bescheiden, aber kompetent, konsequent und entscheidungsfreudig geltende Ursula Wirz wert. Als Frau an der Spitze einer männerdominierten Branche war sie lange eine Ausnahme. 
[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, 135(4). Ursula Wirz, 1970]

1980
Geschichte Mannfabrik

«Zeitungskrise»

Die Konkurrenz durch das Fernsehen und eine allgemeine Rezession führten erneut zu einer strukturellen Krise in der Druck- und Druckmaschinenindustrie, welche auch die WIFAG hart traf. Diese hatte sich in den 1980er-Jahren aus Kosten- und Kapazitätsgründen zunehmend auf den Bau von Zeitungsoffsetmaschinen konzentriert und ging damit ein hohes Risiko ein. Gleichzeitig war sie stark abhängig von einzelnen Märkten und litt unter dem Preiszerfall. 
[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, 92(7): Prospekt Wifag, ca. 1980]

1985
Geschichte Fabrik Innenraum 2

Erfolg dank innovativer Technologie

In der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre erlebte die Druckbranche eine Phase der Erholung. Mit der Reihe der hoch innovativen OF-Zeitungsoffsetmaschinen mit integrierten Steuerungen lancierte die WIFAG einen eigentlichen Verkaufsschlager. Ein weiteres Spitzenprodukt war die Entwicklung einer Computer-Plattform für die Verarbeitung von Bilddruckdaten direkt in der Maschine.  Ab 1988 wurden nach dem Abbruch der alten Waffenfabrik die bisherigen Betriebsgebäude durch verschiedene Hochbauten und eine Shedhalle erweitert.
[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, FP.26: Erfolgsmodell WIFAG OF 790 Zeitungsrotationsmaschine mit gestapelten Satelliten, 1991 / 92 (6): Das neue Steuerungsleitsystem Wifagmars, 1990er-Jahre]

2007
Geschichte Gebaeude Fassade

Errichtung der Ursula Wirz-Stiftung

Ursula Wirz verstarb am 27. Juni 2007. Sie übertrug ihr gesamtes Aktienpaket und ihr Privatvermögen der WIFAG und ihr Privatvermögen der neu errichteten Ursula Wirz-Stiftung. Die Stiftung hält rund 99 % des Aktienkapitals der WIFAG-Polytype Holding AG mit Sitz in Fribourg

[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, 94: Evolution – Wifag Informationsbulletin Ausgabe 37, März 2004]

2011
Geschichte Foto Areal 1

Betriebsschliessung

Ab den 2000-Jahren verlagerte sich das Lesen von Zeitungen und Druckmedien zunehmend auf digitale Medien. In der Druckbranche führte das erneut zu Überkapazitäten. Trotz verschiedenen Sanierungsversuchen und Kooperationen war 2011 eine Betriebsschliessung nicht zu verhindern. Ein Teil der Mitarbeitenden konnte von anderen Firmen, unter anderem der Polytype AG in Fribourg übernommen werden, für die übrigen bestand ein guter Sozialplan. Die Fabrikgebäude wurde teilweise verkauft oder an Kleinbetriebe und Künstlergemeinschaften vermietet. Auf dem Grundstück der ehemaligen Modellschreinerei der Wifag an der Wylerringstrasse stehen seit 2020 zwei Neubauten mit Mietwohnungen und Ateliers. 
[Burgerbibliothek Bern, Firmenarchiv Wifag, FP.68: Das Wifag-Areal im Wylerfeld, 1990]

Um unsere Website für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.